»Schock für die Wissenschaft: Trockenheit bewirkt Abnahme des Pflanzenwachstums in einem Jahrzehnt – Negative Rückkopplung könnte Biotreibstoff-Pläne unterlaufen«. So betitelt der hoch angesehene Blog Climateprogress.org am 19. August einen Bericht über die jüngste Klimastudie. Wie das? Hat man uns nicht erzählt, dass die Klimaerwärmung durch den höheren Kohlendioxidgehalt in der Atmosphäre zu vermehrtem Pflanzenwachstum führe – CO2 sei ein »segensreiches Düngemittel« (Robert M. Carter)? Die bald neun Milliarden Menschen hätten bald mehr als genug zu essen, und die überschüssige Biomasse würde sich wunderbar in Treibstoff verwandeln lassen?

Die Klimaforscher Maosheng Zhao und Steven Running von der University of Montana in Missoula haben soeben neue Erkenntnisse veröffentlicht (www.sciencemag.org/cgi/content/abstract/329/5994/940): Sie verglichen Biomasse-Daten des Terra-Satelliten mit den Klimadaten der vergangenen drei Jahrzehnte. Und siehe da – von 1982 bis 1999 war der Trend zu üppigerem Wachstum tatsächlich zu erkennen. Die sogenannte Nettoprimärproduktion (NPP) – die Gesamtmenge der Biomasse, die Jahr für Jahr von den irdischen Lebewesen durch Umwandlung von Sonnenlicht hervorgebracht wird – wuchs kontinuierlich parallel zum Anstieg der globalen Erwärmung. Zhao und Running wollten diese Entwicklung fortschreiben. Doch das heißeste Jahrzehnt seit Beginn der mechanisierten Temperaturmessung, die Spanne von 2000 bis 2009, erbrachte eine globale Abnahme der NPP um gut 1 Prozent. Das mag wenig scheinen, ist aber im Weltmaßstab alarmierend. Diane Wickland, die das Ökologieprogramm der NASA leitet, meint: »Diese Ergebnisse sind außerordentlich bedeutsam. […] Selbst wenn der schwindende Effekt der letzten Dekade sich nicht fortsetzen würde, dürften die Forst- und die Landwirtschaft im Licht der möglichen Folgen eines derartigen Wandels in nur zehn Jahren bei der Versorgung mit Nahrungsmitteln und Biotreibstoffen sowie bei der Kohlenstoffspeicherung vor äußersten (exceedingly) Herausforderungen stehen.«

Freilich wächst bei uns im Moment alles besser. Die höheren Breiten haben in den letzten 30 Jahren rund 16 Prozent mehr Biomasse produziert als zu kühleren Zeiten. Doch konnte dies die Verluste durch gewaltige regionale Dürreperioden und eine generelle Abnahme der Niederschläge auf der südlichen Hemisphäre in den letzten zehn Jahren nicht mehr ausgleichen. Die globale Bilanz ist inzwischen gekippt.

Seit kurzem singt ein Pirol bei uns in Klein Jasedow. Erspäht habe ich ihn noch nicht, nur belauscht. Wikipedia umschreibt den klangvoll flötenden Gesang mit »dü-delüü-lio« – so singt der unsere – und »büloo-büloo«. Letzteres machte ihn zum Wappentier derer von Bülow – der berühmte Vicco nannte sich nach der französischen Bezeichnung des Pirols »Loriot«. Und noch ein Wappen schmückt der Pirol: das der Stadt »Göttin« im Herzogtum Lauenburg. – Dass man sich immer noch an solchen Dingen ergötzen kann …

Genießen Sie den Altweibersommer! Herzlich grüßt Sie

Ihr Johannes Heimrath (Herausgeber)

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