Die eingehegte Welt ist eine Zombie-Welt

Johannes Heimrath sprach mit dem Philosophen Andreas Weber über Nicht-Wissen, Fülle und radikales Dissidententum. Johannes Heimrath: Andreas, das Phänomen Lebendigkeit spielt in deiner Arbeit eine zentrale Rolle. Wie verstehst du dich selbst als lebendiges Wesen? Andreas Weber: Als eine Ganzheit – nicht als »Geist«. Ich kann meinen Körper nicht zur […]

Gedanken für eine wärmere Welt – Oya 34

Wer etwas geheimhält, hat etwas zu verbergen: etwas Verwerfliches, Peinliches, Intimes, zumindest etwas Egoistisches – so die ersten Signale, die unseren präfrontalen Cortex aus dem Stammhirn erreichen, wenn wir mit Geheimhaltung konfrontiert werden. Ein ausreichend kultiviertes Großhirn lässt auch noch die Variante zu, dass uns der geheimniskrämernde Mitmensch vielleicht überraschen […]

Gedanken für eine wärmere Welt – Oya 31

Manchmal kommt mir unser Mitteleuropa – genauer: die Gegend, in der man Deutsch spricht – vor wie ein Fünfzigerjahrewohnzimmer, in dem die Spielzeugeisenbahn aufgebaut ist. Eifrig bastelt die Familie an Landschaften, Bahnübergängen, Straßenszenen, ein Unfall darf auch dabei sein, detailreich mit handbemalten Plastikfigürchen dargestellt, und, naja, heute darf noch eine […]

Gedanken für eine wärmere Welt – Oya 30

Die scheinbare Unveränderlichkeit nationaler Organisation wird durch eine Lähmung im Denken der ganz normalen Menschen aufrechterhalten. ­Dabei ist alles, wirklich alles veränderbar – in jede Richtung: Innerhalb weniger Tage ­haben sich 1942 »ganz normale Männer« (Christopher R. Browning) des Hamburger Reserve-Polizeibataillons 101, deren Aufgabe bis dato darin bestanden hatte, Menschen […]

Wer genau isst eigentlich? Oder: Wer bin ich überhaupt?

Würden wir Menschen die Natur wirklich verstehen, so änderte sich die Welt augenblicklich. Mein Großvater hatte mir auf einem unserer Waldspaziergänge, die meist von tiefen Gesprächen über Verrottungsvorgänge und das Wesen der Pilze geprägt waren, eröffnet, dass die Hasenköttel, die Rehlosung, Hundedreck, ja auch die Kuhfladen und meine eigene Wurst […]

Mit allen Sinnen Abschied nehmen

Oya-Herausgeber Johannes Heimrath sprach mit der Trauerbegleiterin Margit Bassler, dem Bestatter Uller Gscheidel und dem Vorsitzenden der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin, Heiner Melching, über Abschiedsgefühle. Johannes Heimrath: Vielen Dank, dass wir im Konferenzraum der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin unser Gespräch führen können. Das finde ich beziehungsreich für unser Thema, denn […]

Hat Gesualdo gelacht?

Humor und Melancholie – wie geht das zusammen? »Weshalb«, so ein dem Aristoteles untergeschobenes Traktat über medizinische Probleme, »sind die Genies der Philosophie und der Politik, der Dichtung und der anderen Künste allesamt Melancholiker?« Die »schwarze Galle«, μελαγ-χολία – Melancholie –, symbolisiert in der Vier-Säfte-Lehre des antiken Arztes Galenos das reife Alter […]

Lachen s’ doch ned so blöd!

In einem Berliner Galeriecafé begegnete Oya-Herausgeber Johannes Heimrath dem von ihm hochgeschätzten Kabarettisten und Melancholiker Matthias Egersdörfer. Johannes Heimrath: Matthias, du rüffelst dein Publikum manchmal: »Da lacht man doch nicht! Wieso lachen Sie?« Und wer sich die Welt so anschaut, dem kann das Lachen ja wirklich nur vergehen. Mich befällt […]

Gedanken für eine wärmere Welt – Oya 17

Um 1970 prägte Johan Galtung den Begriff »strukturelle Gewalt« für »die vermeidbare Beeinträchtigung grundlegender menschlicher Bedürfnisse oder, allgemeiner ausgedrückt, des Lebens, die den realen Grad der Bedürfnisbefriedigung unter das herabsetzt, was potenziell möglich ist.« Strukturelle Gewalt »ist in das System eingebaut und äußert sich in ungleichen Machtverhältnissen«. Seither wurde der […]